Bernische Molkereischule Rütti, Zollikofen 1887-1992, AfA165

Verwaltungsgeschichte, Historique administratif:
Der bernische Milchinteressentenverein und die OGG förderten den Ausbau des milchwirtschaftlichen Lehr- und Versuchswesens in den 1880er Jahren. Im Zuge der Reorganisation der landwirtschaftlichen Schule Rütti 1886 wurde die Gründung einer Molkereischule mit Musterkäserei vorgeschlagen. Die Gesetzesvorlage zur Reorganisation wurde jedoch in einer Volksabstimmung abgelehnt. Die Gründung der Molkereischule Rütti kam Dank einer Motion dennoch zustande. 1887 beschloss der Regierungsrat der Landwirtschaftlichen Schule Rütti eine provisorische Molkereischule anzugliedern. Der Grosse Rat bewilligte 1889 einen Kredit für einen Neubau und 1890/91 wurden Fabrikationsgebäude, Internat, Käsekeller und Schweinestall erstellt. 1893 wurde die Schule administrativ verselbständigt. Für den praktischen Unterricht führte die Molkereischule Rütti einen Käserei- und Molkereibetrieb. Die Milch wurde von den Käsereigenossenschaften: Moosseedorf, Zollikofen, Diemerswil und Hub-Krauchthal geliefert. Der Fabrikationsbetrieb beinhaltete die Hauptabteilungen Milchannahme, Milchspezialitäten, Butterei, Ice-Cream, Weich- und Halbhartkäserei, Hartkäserei und Keller. Bis 1970 wurden für die Verwertung der Molke Schweine gehalten. Neben dem Fabrikationsbetrieb führte die Molkereischule in Zollikofen und in Moosseedorf zwei Verkaufsläden. Daneben engagierte sich die Molkereischule auch im milchwirtschaftlichen Versuchswesen. In den Anfangsjahren widmete sich die Molkereischule der theoretischen und praktischen Ausbildung von Käserei- und Molkereipersonal. Die Käserlehre fand in den Betrieben statt. Nach der Einführung der Meisterprüfung 1894 und der Integration der Käserlehre ins duale Berufsbildungssystem (Jubiläumsbericht Rütti →Lehrlingsprüfung (1918) (Bem. Milch für alle = 1915 Käserlehrlinge in gewerbliche Berufsschule integriert) wurde die Molkereischule zur weiterführenden Schule zur Ausbildung der Betriebsleiter. Die Molkereischule wurde nach der Käserlehre und Berufspraxis besucht und bildete die Vorbereitung für die die Käsermeisterprüfung. Die Molkereischule übernahm seit 1978 auch Teile des berufskundlichen Unterrichts für Käserlehrlinge. 1992/93 wurden die Prüfungsordnungen des SMV revidiert und die Ausbildung neu strukturiert. Nach der Berufsschule folgte die Fachschule 1 zur Ablegung der Berufsprüfung und danach die Fachschule 2 zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung. Die Molkereischule engagierte sich ab der Jahrhundertwende im milchwirtschaftlichen Kontroll- und Beratungswesen. Das Inspektionswesen war ab 1880er Jahren zuerst auf privater Initiative gefördert worden, etwa durch die Ökonomisch-gemeinnützige Gesellschaft des Oberaargaus (1886 Gründung des oberaargauischen Inspektionsverbandes), Bernischer Käserverein (1888 Einführung Fachkommission für Käserei- und Stallinspektionen) oder den 1896 gegründete Bernische Käsereiverband, der Verbandsinspektoren stellte. Ab 1902/3 übernahm ein Fachlehrer der Molkereischule Rütti diese Käserei- und Stallinspektionen. Mit der Neuordnung der Käserei- und Stallinspektionen durch den Verband bernischer Milch- und Käsereigenossenschaften, den Verband schweizerischer Käseexporteure (VSKE) und den Bernischen Käserverein und die Landwirtschaftsdirektion Bern übernahm die Molkereischule 1912 die Leitung des Inspektionswesens. Die Kostenverteilung wurde vertraglich zwischen Bund, Kanton Bern und den milchwirtschaftlichen Verbänden des Kts. Bern geregelt. Die Vereinbarung wurde bis 1942 erneuert. 1942 erfolgte die Annahme eines Dekretes über das kantonale Käsereiinspektionswesen, welches bis 1957 das Inspektionswesen regelte. 1954 trat die eidgenössische Verordnung über den milchwirtschaftlichen Kontroll- und Beratungsdienst in Kraft und das Inspektorats wurde in milchwirtschaftlicher Kontroll- und Beratungsdienst des Kantons Bern (MKBD) umbenannt.

Bestandsgeschichte, Historique du fond d'archive:
Dieser Archivbestand wurde vom Archiv für Agrargeschichte eruiert, erschlossen und dem Staatsarchiv Bern zur dauernden Aufbewahrung übergeben

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